Süddeutsche Zeitung (Dorothea Friedrich)

Ziemlich perfide

 

Die Frauen sind in der Inszenierung von 'Cosi fan tutte' durch das Opernensemble alles andere als Opfer

 

Dachau - Spiegel, überall Spiegel auf der Bühne des Ludwig-Thoma-Hause. Mal strahlend hell und frisch gewienert von der hinreißenden Despina, einer lebensklugen Transe (Richard Wiedl). Mal aber sind die Spiegel dunkel, fleckig, trübe. So wie der Seelenzustand der vier Hauptakteure in Mozarts Oper 'Cosi fan tutte'. Dann wieder geben sie das Abbild der zwei Frauen und zwei Männer, um die sich alles und alle drehen, einem Vexierbild gleich wieder. Wollen die Spiegel einen Blick in die Seelenabgründe der Schwestern Fiordiligi und Dorabella (Gesa Jörg, Veronika Benning) und ihrer Verlobten,

Ferrando und Gugliemo (Rodrigo Rosino, Florian Dengler), zulassen? Wollen sie zeigen, was Moralapostel seit der Uraufführung dieses grandiosen Werks im Jahr 1790 in wohlfeiler Bigotterie erschaudern ließ? Dass es nämlich mit der so hochgelobten (vor-)ehelichen Treue nicht so weit her ist, wenn Gelegenheit Liebe macht, die Hormone verrückt spielen - und Frau und Mann sich auf nichts und niemanden verlassen können, am allerwenigsten auf sich selbst.

Die Antwort gab Regisseurin Barbara Weber am Sonntagabend bei der Dachauer Premiere der jüngsten Produktion des Lyrischen Opernensembles, eben 'Cosi fan tutte ossia la scuola degli amanti' (So machen"s alle oder die Schule der Liebenden)'. Weber wirft einen erfrischend unkonventionellen Blick auf das Werk und schafft es aus der 'Schule der Liebenden' eine Schule fürs Leben zu machen. [...] Deprimierend? Nein, kein bisschen! [...]Regisseurin Weber hat ihr Konzept gelungen umgesetzt. Diese Oper macht Spaß, rührt das Herz an und hätte weit mehr als 150 beglückte Zuschauer verdient.